Smart, sexy und cool: So präsentiert sich Star-Tenor Jonas Kaufmann weltweit seinen Fans. Im Juni 2015 kommt er für ein großes Open Air nach München.

Herr Kaufmann, auf Ihrem aktuellen Album „Winterreise“ tragen Sie Hoodie und Dreitagebart. Das sieht klasse aus – und sehr ungewöhnlich für einen Opernstar: smart, sexy und cool. Kommt zu Ihren Auftritten ein junges Publikum oder Leute, die sonst nie in die Oper gehen würden? Das hoffe ich doch sehr! Freiluft-Konzerte ziehen eher ein junges Publikum an als die „heiligen Hallen“ der Oper. Da gibt es nach wie vor diese Hemmschwelle, die sich meist aus diffusen Gefühlen zusammensetzt: Ob man das Richtige zum Anziehen hat, ob man genug Wissen und Vorbildung mitbringt und und und… Bei Konzert-Events wie in der Waldbühne Berlin oder hier auf dem Königsplatz, ist die Hemmschwelle deutlich niedriger. Und meine Hoffnung ist, dass wir mit den Opern-Highlights, die wir im Konzert präsentieren, den Menschen, die noch nie in der Oper waren, eine „Einstiegsdroge“ bieten. Im Idealfall können ein, zwei Arien so stark wirken, dass sie die Lust auf’s Ganze wecken.

Müssen Sie als Opernsänger eigentlich sehr diszipliniert leben? Schweigen Sie zwischen den Auftritten, um Ihre Stimme zu schonen oder lassen Sie es nach großen Erfolgen wie an der New Yorker MET im Februar auch mal so richtig krachen? Richtig „krachen lassen“ können es Sänger höchstens im Urlaub, während der Saison ist das einfach nicht drin: Denn nach der Vorstellung ist ja immer vor der Vorstellung. Ich trinke gern mal nen Bier und ein Glas Wein, ich liebe auch einen guten Gin Tonic, aber ich kann das nicht so unbefangen genießen wie ein Mensch, der am anderen Tag ins Büro geht. Bei mir steht immer die Frage im Raum: Wie geht’s dann morgen deiner Stimme? Das heißt aber nicht, dass ich zwischen den Aufführungen stundenlang schweige oder nur flüstere. Wie in allen Lebensbereichen ist eine vernünftige Balance das Entscheidende. Singen ist ein Hochleistungssport, folglich muss ein Sänger sehr diszipliniert leben. Das kann einen schon mal nerven, vor allem wenn man auf Sachen verzichten muss, die Spaß machen. Andererseits kommen wir dadurch auch weniger in Versuchung, mit unseren Kräften Raubbau zu betreiben, eben weil wir durch unseren Beruf gezwungen sind, ständig auf unsere Gesundheit zu achten.

Sie treten 2015 mit Anna Netrebko und Dmitri Hvorostovsky beim „Gipfeltreffen der Stars“ auf dem Münchner Königsplatz auf, ein Heimspiel für Sie. Worauf freuen Sie sich an diesem Abend ganz besonders? Mit den beiden erstmals gemeinsam ein Konzert zu bestreiten. Ich habe mit Anna schon mehrere Konzerte gegeben, zuletzt eines in der Waldbühne Berlin, und ich habe gemeinsam mit Dima im Kreml gesungen. Aber das ist lange her, das war 2008. Umso mehr freue ich mich auf diese besondere Premiere in München.

Warum gibt es eigentlich so viele Witze über Tenöre? Sind die Tenöre in der Opernwelt das, was die Bassisten in der Popmusik sind? Es ist wie mit den Ostfriesen- und Bratschisten-Witzen. Irgendwann hat einer angefangen, und daraus ist dann eine gewisse Tradition entstanden. Den meisten Tenor-Witzen liegt ja ein alter Kalauer zugrunde: „dumm, dümmer, Tenor.“ Kann ich nach meinen Erfahrungen aber nicht bestätigen. Wie in jeder Bevölkerungsgruppe gibt es auch in allen Stimmlagen solche und solche.

Verraten Sie uns noch ein Geheimnis – singen Sie manchmal italienische Fantasieworte, wenn Sie Ihren Text vergessen haben? Nicht nur bei italienischen, auch bei deutschen Texten passiert es schon mal, dass man einen Hänger hat und improvisieren muss. Bei einem Konzert im Wiener Musikvereinssaal bin ich an einer Stelle der „Wesendock-Lieder“ derart hängen geblieben, dass ich abbrechen und von vorn beginnen musste. Das war ein klassischer Blackout, der mir hoffentlich nicht so bald wieder passiert.

 

Jonas Kaufmann live 2015

Gipfeltreffen der Stars

Jonas Kaufmann, Anna Netrebko, Dmitri Hvorostovsky
27.06.2015
München Königsplatz

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